Das erste Interview

Hier kommt nun das erste Interview. 

Susanne Stökl hatte lange Zeit die Leitung der F10 inne und befindet sich seit 2023 im Ruhestand.

 

Frage: Du warst ja viele Jahre in der Fahrbücherei 10. Wann genau hast du angefangen? War das zu der Zeit noch ein Bus als Fahrzeug? 

Antwort: „Ich habe 26 Jahre in der Fahrbücherei im Kreis Plön gearbeitet, bis Januar 2023, und ich fand es immer interessant und vielseitig. 1974 hat die Fahrbücherei im Kreis Plön mit einem Bücherbus angefangen. Wegen des großen Leserzuspruchs wurde kurz darauf ein zweiter Bücherbus gekauft. Ich habe als Bibliothekarin in der F10 gearbeitet und diese geleitet. Mein erster Fahrerkollege war Dieter Breitenfeld, danach habe ich mit Hannes Rodrian, Russell Münzenberg und Michael Fey zusammengearbeitet. Im Büro waren Rolf Arff und Sabine Knippenberg meine Kollegen. Und von Anfang an Monika Clausen, Bibliothekarin und Leiterin im anderen Bücherbus, in der F9.“ 

 

Frage: Wie genau bist du auf den Bücherbus gekommen? Was hat dir gut daran gefallen und wo siehst du die Unterschiede zu einer Stadtbibliothek?

Antwort: „Erst war ich in Braunschweig und Wolfsburg auf befristeten Stellen in der Bücherei beschäftigt, bis ich im Märkischen Kreis (Sauerland) eine unbefristete Stelle in der Kreisbücherei (Fahrbücherei) gefunden und dort 10 Jahre gearbeitet habe. Als ich die Stelle hier im Kreis Plön bekommen habe, war das für mich wie ein Sechser im Lotto. Endlich wieder zurück in Norddeutschland! Ich bin ja in Hamburg geboren. Im Sauerland habe ich immer das Wasser vermisst, und die norddeutsche Mentalität liegt mir sehr. Wir haben im Vergleich zur Stadtbücherei einen sehr persönlichen Kontakt zu unseren Lesern, das kommt allein schon durch den begrenzten Platz im Bücherbus, alle drei Wochen regelmäßiger Kontakt, die Leser schnacken auch untereinander, es gibt einfach viel Spaß und richtig Stimmung.“ 

 

Frage: Wie sieht der Ablauf eines Fahrtages aus? 

Antwort: „Bevor wir losfahren, haben wir im Bücherbus noch einiges zu tun. Haben wir die Bilderbuchkisten für die Kindergärten und Schulen dabei, sind die Regale gefüllt oder müssen noch Bücher aus dem Magazin geholt werden, haben wir genug Hörbücher für einen sehbehinderten Leser mit. Frau XY hat morgens noch angerufen und um Reiseführer gebeten. An fast jedem Tag sind wir gleich am Anfang an einer Grundschule, Die Schüler freuen sich immer sehr, sie rennen zum Bücherbus. “Der Bücherbus ist cool!”, finden sie. Diese regelmäßigen Schulhaltepunkte sind sehr wertvoll: die Lehrerinnen bestätigen uns immer, wie sehr es den Schülern hilft, lesen zu lernen, Spaß am Lesen zu entwickeln und sich zu ihren Interessen Bücher auszuleihen. Nach dem Schulhaltepunkt geht es in die Gemeinden an die verschiedenen Haltepunkte. Meistens werden wir schon von unseren Lesern erwartet. Es sind lange Tage für uns. Meist fahren wir zwischen 9.00-9.30 Uhr los und kommen gegen 18.00 Uhr zurück. Dafür haben wir am Mittwoch keine Tour, arbeiten im Büro, haben früh Feierabend.“ 

 

Frage: Wann was war die größte Veränderung in den Jahren deiner Arbeit? - - - - - - 

Antwort: „Die Einführung der EDV! Ich habe noch die Zeiten mit Zettelkatalogen erlebt. War das alles mühsam, Katalogkarten einsortieren, im Bücherbus Vorbestellungen notieren und im Zettelkatalog nachsehen, im anderen Bücherbus oder im Magazin die Vorbestellungen raussuchen und für die Leser auf der Tour mitbringen. Ab 1996 wurde mit “Library for Windows” auf EDV umgestellt. Das war wirklich ein Quantensprung. Recherche am Rechner im Bücherbus, direkt vorbestellen. Noch offline, abends wurden Daten übertragen, um auf aktuellem Stand zu sein. Später mit der neuen Bibiothekssoftware KOHA (über Cloud) wurde es noch komfortabler: online, d.h. immer auf aktuellem Stand, Leser können zu Hause selbst im Katalog recherchieren, Medien vorbestellen, ihre ausgeliehenen Medien verlängern... Neue Medien: zu den herkömmlichen gedruckten Medien, DVDs und Hörbüchern kommen jetzt digitale Medien, Tonies, Spielekonsolen dazu. Die “Onleihe zwischen den Meeren” ermöglicht zeit- und ortsunabhängig Medien auszuleihen, im Urlaub, nachts, 24/7: E-Books, E-Audios, E-Paper usw. Filme lassen sich streamen über “Filmfriend” und Hörbücher über “Overdrive”. Damit können auch Leser, die es zeitlich nicht zum Bücherbus schaffen, online Medien ausleihen.“

 

Frage: Was hat dir am meisten Spaß gemacht? 

Antwort: „Ganz eindeutig der Kontakt zu unseren Lesern. Viele Leser habe ich schon über lange Zeit gekannt, und da hat sich ein sehr schöner Kontakt entwickelt. Ich habe die Kinder aufwachsen sehen. Sie kommen jetzt schon mit ihren eigenen Kindern. In manchen Familien kenne ich vier Generationen!“

 

Frage: Ihr habt ja sicherlich auch witzige Sachen erlebt auf den Touren? 

Antwort: „Als wir wegen einer Panne an einer Bushaltestelle stehen, kommt eine Leserin zufällig vom Einkaufen vorbei und verpflegt uns mit einer Dose Kesselgulasch. 

Bei einer anderen Panne strömen Leser von allen Seiten (Huch, ich dachte, Sie kommen erst nächste Woche!). 

Wegen Glatteis kommt der Bücherbus nicht von der Stelle, weil die Räder durchdrehen. Da bringen uns Leser Sand aus ihrer Sandkiste. 

Ein Junge leiht sich morgens Comics aus, bringt sie nachmittags schon wieder zurück, “die habe ich schon alle durch”, und leiht sich neue aus.“